Gendergerechte Sprache

 

Über 150 Teilnehmende am 03.12.19 „Gendern ja – aber wie?“ mit Prof. Dr. Luise F. Pusch

Mit viel Witz und Humor referierte Luise F. Pusch im Wissenschaftszentrum Kiel vor 150 Zuhörer*innen aus linguistischer Sicht über die Prämissen einer Gleichheit gewährleistenden und Vielfalt ausrückenden Sprech- und Sprachgebrauchs. Sie plädierte für eine gerechte und vor allem auch bequeme Sprache. Im Anschluss diskutierte sie mit dem Publikum angeregt über ihre dargestellten Vorschläge. 

In der Sprachwissenschaft konkurrieren unterschiedliche Auffassungen, die nicht vereinbar sind und von unterschiedlichen Semantiktheorien ausgehen. Luise F. Pusch arbeitet mit der kognitiven Semantik, die speziell die Beziehung. zwischen den sprachlichen Zeichen und dem, was die Menschen sich darunter vorstellen, untersucht. Sie versteht die feministische und queere Sprachkritiken als Basisbewegungen, die die Sprachgemeinschaft über sprachliche Gerechtigkeit aufklären, um den bestehenden Sprachgebrauch zu ändern. 

Entstanden ist die feministische Sprachkritik in Anlehnung an die Sprachkritik der People of Colour während der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Ein Ziel ist die Abschaffung der männlichen Dominanz in der Sprache. Die queere Sprachkritik bemängelt die binäre Geschlechterordnung und die Heteronormativität der Sprache. 

Die Ziele und Voraussetzungen beider sprachkritischen Reformbewegungen sind nicht unbedingt identisch. Die Konsequenzen in der sprachpolitischen Umsetzung sind bisher kaum bedacht worden.
Im Folgenden stellte Luise F. Pusch die historische Entwicklung der unterschiedlichen Schreibweisen vor: Von der Schreibweise mit dem Unterstich, dem Binnen I bis zum Gendersternchen und erläuterte die linguistischen Probleme bei der Anwendung. 

Die folgende Diskussion mit dem Publikum war sehr engagiert. Deutlich wurde, dass die Praxis der Sprachgemeinschaft eine wichtige Größe in der Veränderung von Sprache ist. Es gibt nicht „die“ Lösung für eine diskriminierungsfreie Sprache als Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter- und Geschlechtsidentitäten. Auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung diskutierten die Gäste lebhaft in kleinen Gruppen über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer gendergerechten Sprachpraxis. Die Atmosphäre während der Veranstaltung war dicht und sehr konzentriert. 

Getragen wurde die Veranstaltung von folgenden Kooperationspartnerinnen*: Antidiskriminierungsstelle Schleswig-Holstein, Aktionsplan Echte Vielfalt- Aktionsplan für Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten Schleswig-Holstein, Geschäftsstelle Echte Vielfalt, HAKI e.V., Lesben Ahoi, Landesarbeitsgemeinschaft der hauptamtlichen kommunalen Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten in Schleswig-Holstein, Gleichstellungsbeauftrage der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung, sprechvogel: Seminare.Workshops.Coaching und Zapata Buchladen 

 

Die Veranstaltung wurde vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend und Senioren des Landes Schleswig- Holstein gefördert.